Digitalisierung in der Praxis: Effizienz und Qualität steigern

Hallo Lieber @CarlBillmann und danke für deine spannende Antwort.

Ich stimme absolut zu: die Digitalisierung im Praxisalltag birgt viele Chancen, doch sie muss richtig umgesetzt werden, um nicht nur den Praxisablauf zu optimieren, sondern auch den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden!
In unserer Praxis gehen wir deshalb besonders sensibel mit Patienten um, die eventuell Bedenken oder Skepsis gegenüber der Digitalisierung/Datenschutz haben.

Ein Beispiel: Der Anamnesebogen. Vereinzelte Patienten fühlen sich immer noch unwohl dabei, diesen auf einem iPad statt Papier auszufüllen. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern, nehmen wir uns die Zeit, den Bogen zusammen durchzugehen. Für viele ist es jedoch eine Erleichterung, wenn sie den Anamnesebogen auf ihrem eigenen Smartphone oder Tablet ausfüllen können. Gerade ältere Patienten, die heutzutage zunehmend vertraut mit ihren Geräten sind, nehmen diese Möglichkeit gerne wahr. In einem Newsletter habe ich neulich gelesen, dass inzwischen etwa 49 % der 50- bis 69-Jährigen bereits soziale Medien nutzt, was zeigt, dass auch diese Altersgruppe zunehmend digital unterwegs ist.

Eine entscheidende Voraussetzung für eine durchdachte Digitalisierung ist jedoch, dass alle digitalen Systeme in der Praxis miteinander kommunizieren! Nur so können wir eine nahtlose und effiziente Erfahrung für den Patienten schaffen. Wenn das System reibungslos funktioniert, fühlt sich der digitale Prozess für den Patienten nicht wie eine zusätzliche Hürde an, sondern einfach und unkompliziert. Im besten Fall bekommt der Patient gar nicht mit, was hinter den Kulissen passiert um ihm das beste Gefühl zu geben.

Und für das Team ist es genauso wichtig, dass die digitalen Tools als echte Entlastung wahrgenommen werden. Aus diesem Grund bin ich oft die Erste, die ein neues Tool ausprobiert und meine Kolleginnen dann darin „schule“. Ich mach das selten klassisch als „Vortrag“ sondern bei allgemeinen Frage zeige ich meine Lösungswege (die sind meist digital) und ich erzähle dabei den Mehrwert. Das Ganze gestalte ich dann aber eher in ganz kleinen und einfachen Schritten, damit der/die neue Kollegin das direkt nachvollziehen kann und evtl Lust hat es selbst zu probieren, weil es einfach ist. :slightly_smiling_face: Viele nützliche Tools haben sich so fast unbemerkt in den Arbeitsalltag eingeschlichen und haben unsere Abläufe erheblich vereinfacht. Es ist jedoch wichtig, dass jeder im Team mit den neuen Tools klar kommt. Niemand sollte das Gefühl haben, zu etwas gezwungen zu werden. Eine gute Einarbeitung und die Möglichkeit, jederzeit Fragen zu stellen, machen den Umgang mit den digitalen Tools viel angenehmer.

Um deine Frage zu beantworten: Die größte Herausforderung, die man in einer Praxis meistern muss, ist die Identifizierung und Überwindung von „Brüchen“ in der digitalen Patientenreise. Um das zu tun, würde ich eine Touchpoint-Analyse erstellen und genau schauen, an welchen Punkten der digitale Prozess verbessert werden kann. Oft ist es auch hilfreich, direktes Feedback von den Patienten einzuholen, um zu erfahren, wie sie den digitalen Ablauf erleben. Zufriedene Patienten melden sich schnell, wenn etwas nicht funktioniert, und das gibt uns die Möglichkeit, auf Unzufriedenheit sofort zu reagieren und Verbesserungen direkt umzusetzen.

Ein weiterer Schlüssel zur erfolgreichen Digitalisierung ist die Integration aller Systeme in einer Lösung (Aktuell bei uns leider noch nicht der Fall). Derzeit können alle unsere Softwarelösungen miteinander kommunizieren. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, wäre der erste Schritt, eine Lösung zu finden, die es ermöglicht, die Systeme zu integrieren. Das mag zwar eine Herausforderung darstellen, aber ohne diese Integration wird die Digitalisierung auf lange Sicht nur schwer zu einem echten Gewinn für die Praxis und die Patienten. :confused:

Ich kann für mich sagen, wenn digitale Tools richtig eingesetzt werden, können sie sowohl das Team als auch die Patienten spürbar entlasten. Wichtig ist jedoch, dass sowohl die Patienten als auch das Team von Anfang an mitgenommen werden und die Digitalisierung nicht als zusätzliche Belastung, sondern als echte Erleichterung wahrnehmen.

Wie sorgt ihr denn dafür, dass ältere Patienten / Teammitglieder, die vielleicht weniger digitalaffin sind, nicht den Anschluss verlieren? Gibt es bestimmte Strategien, die sich bewährt haben?